Poker Wahrscheinlichkeiten – verständlich erklärt
Poker ist Mathematik plus gute Entscheidungen. In diesem Leitfaden findest du die wichtigsten Wahrscheinlichkeiten im Poker – kompakt in Tabellen, mit Faustregeln, Rechenweg und einem kleinen Wahrscheinlichkeits-Rechner für deine Outs. So triffst du am Tisch schneller richtige Entscheidungen.
Merke: Gute Entscheidungen basieren auf dem Vergleich von Wahrscheinlichkeit/Equity und Preis (Pot‑Odds). Die 2er-/4er-Regel ist dabei die schnellste Abkürzung (siehe unten).
Wahrscheinlichkeiten der Starthände
Wie oft bekommst du bestimmte Starthände (preflop)? AK = offsuit + suited zusammen.
Starthand | Wahrscheinlichkeit | Ca. 1 in |
---|---|---|
Paar Asse (AA) | 0,45 % | 221 |
Paar Könige (KK) | 0,45 % | 221 |
Paar Damen (QQ) | 0,45 % | 221 |
Ass‑König (AK, beliebig) | ≈ 1,2 % | 83 |
Beliebiges Pocket Pair | ≈ 5,9 % | 17 |
Suited Connectors (z. B. 9♠‑10♠) | ≈ 3,9 % | 26 |
„Suited Connectors“ = aufeinanderfolgende Karten gleicher Farbe (z. B. 6♥‑7♥).
Wahrscheinlichkeit nach Hand‑Ranking (theoretisch, 5‑Karten)
Wie oft entsteht eine bestimmte 5‑Karten‑Hand (theoretisch):
Hand | Wahrscheinlichkeit | Ca. 1 in |
---|---|---|
Royal Flush | 0,000154 % | 649.740 |
Straight Flush | 0,00139 % | 72.193 |
Vierling (Quads) | 0,024 % | 4.165 |
Full House | 0,144 % | 694 |
Flush | 0,197 % | 508 |
Straße | 0,392 % | 255 |
Drilling | 2,11 % | 47 |
Zwei Paare | 4,75 % | 21 |
Ein Paar | 42,3 % | ≈ 2,4 |
High Card | 50,1 % | ≈ 2 |
Hinweis: Diese Tabelle ist eine theoretische 5‑Karten‑Verteilung und nicht 1:1 mit Hold’em‑Runouts gleichzusetzen.
Wahrscheinlichkeiten typischer Flop‑Treffer
Situation | Wahrscheinlichkeit |
---|---|
Pocket Pair → Set am Flop | ≈ 11,8 % |
Suited Hand → Flush‑Draw am Flop | ≈ 11 % |
Connectors → OESD am Flop | ≈ 10,5 % |
Outs & Faustregeln (2er-/4er‑Regel)
Outs sind Karten, die deine Hand verbessern. Mit der 4er‑Regel (vom Flop bis River) bzw. 2er‑Regel (nur nächste Karte) schätzt du die Trefferwahrscheinlichkeit im Kopf.
Outs | Treffer bis River (≈) | Nur nächste Karte (≈) | Typische Situation |
---|---|---|---|
4 | 16 % | 8 % | Gutshot |
8 | 32 % | 16 % | OESD |
9 | 36 % | 18 % | Flush‑Draw |
15 | 60 % | 30 % | Monster‑Draw |
Exakt ist es etwas anders (z. B. 9 Outs bis River ≈ 35 %), aber die Faustregel ist schnell und nah genug für Praxisentscheidungen.
Wahrscheinlichkeit berechnen – kurzer & exakter Rechenweg
Exakt (eine Karte): P = Outs / verbleibende Karten
. Am Flop sind noch 47 Karten unbekannt.
Beispiel Flush‑Draw: 9 / 47 ≈ 19 %
(Treffer am Turn). Mit zwei Karten (Turn+River) kombiniert ≈ 35 %.
Wahrscheinlichkeits‑ & Pot‑Odds‑Rechner
Schätzung (2er/4er) ist super am Tisch. Exaktwerte sind leicht anders – hier angezeigt.
Schritt‑für‑Schritt: Von Outs zu +EV (Beispiel)
Wir gehen den kompletten Prozess einmal durch – mit einem klassischen Flush‑Draw am Turn.
- Outs zählen: Du hältst A♠ Q♠ auf K♠ 7♦ 2♠ | Turn: 4♥. Für den Flush fehlen dir noch 9 Outs (alle restlichen ♠).
- Trefferwahrscheinlichkeit bestimmen: Es kommt nur noch eine Karte (River). Exakt:
9 / 46 ≈ 19,6 %
. Als Kopfrechnung: 2er‑Regel → ≈ 18 %. - Pot‑Odds berechnen: Im Pot liegen 20 €, Villain bettet 5 €. Pot‑Odds =
5 / (20 + 5) = 20 %
. - Vergleichen: Equity (≈ 19,6 %) vs. Pot‑Odds (20 %). Knapp negativ → ohne zusätzliche Implied Odds ist ein Call grenzwertig.
Merke: Wenn deine genaue Equity knapp unter den Pot‑Odds liegt, brauchst du zusätzliche Implied Odds (Geld, das du am River noch gewinnst), um den Call zu rechtfertigen.
Zusatz‑Übersicht: Standard‑Draws mit Odds
Draw / Situation | Outs | Odds nach Flop | Odds nach Turn |
---|---|---|---|
Gutshot + Flush‑Draw | 12 | ≈ 1,2:1 | ≈ 2,8:1 |
Flush‑Draw | 9 | ≈ 2:1 | ≈ 4,1:1 |
Open‑Ended Straight Draw | 8 | ≈ 2:1 | ≈ 4,8:1 |
Zwei Overcards | 6 | ≈ 3:1 | ≈ 6,7:1 |
Paar → Two Pair/Trips | 5 | ≈ 4:1 | ≈ 8,2:1 |
Gutshot | 4 | ≈ 5:1 | ≈ 10,5:1 |
Eine Overcard | 3 | ≈ 7:1 | ≈ 14,3:1 |
Set‑Draw | 2 | ≈ 11:1 | ≈ 22:1 |
Wahrscheinlichkeit berechnen – kurzer & exakter Rechenweg
Exakt (eine Karte): P = Outs / verbleibende Karten
. Am Flop sind noch 47 Karten unbekannt.
Beispiel Flush‑Draw: 9 / 47 ≈ 19 %
(Treffer am Turn). Mit zwei Karten (Turn+River) kombiniert ≈ 35 %.
Wahrscheinlichkeits‑ & Pot‑Odds‑Rechner
Schätzung (2er/4er) ist super am Tisch. Exaktwerte sind leicht anders – hier angezeigt.
Fortgeschrittene Poker‑Mathematik
Implied Pot Odds
Berücksichtigen den zusätzlichen Gewinn, den du nach dem Treffen deines Draws am River noch erhältst. Grobe Heuristik: Wenn deine Equity leicht unter den Pot‑Odds liegt, können ausreichende Implied Odds den Call rechtfertigen.
Reverse Implied Odds
Berücksichtigen zukünftige Verluste, wenn du zwar triffst, aber in dominante Hände läufst (z. B. schlechter Flush gegen höheren Flush).
Expected Value (EV)
Der Erwartungswert einer Entscheidung: EV = (Gewinn × P(Gewinn)) − (Verlust × P(Verlust))
. Ziel: Entscheidungen mit positivem EV.
Pot Equity
Dein Anteil am Pot basierend auf deiner aktuellen Hand vs. der gegnerischen Range. Faustregel: Equity ≥ Pot‑Odds ⇒ Call ist mathematisch okay.
Replay‑ & Analyse‑Nutzen
- Nach jeder Session 3–5 Schlüsselhände notieren und mit dem Rechner nachrechnen.
- Fragen: Hatte ich die Outs richtig? Waren die Pot‑Odds ausreichend? Gab es Implied/Reverse‑Implied Faktoren?
- Notiere Alternativen (Fold/Raise) und schätze den EV grob ab.
Häufige Fehler (und wie du sie vermeidest)
- Outs doppelt zählen: z. B. dieselbe Karte für Straße und Flush rechnen – nur zählen, wenn sie wirklich beides bringt.
- Dirty Outs ignorieren: Outs, die dem Gegner ein besseres Blatt geben können, abziehen.
- Falsche Basiszahl: Am Flop sind 47 unbekannte Karten, am Turn 46.
- Nur Schätzung nutzen: Bei knappen Spots exakt rechnen bzw. Rechner nutzen.
Glossar (kurz & knackig)
- Outs
- Karten, die deine Hand zur (wahrscheinlichen) besten Hand machen.
- Equity
- Dein prozentualer Anteil am Pot – entspricht grob der Gewinnwahrscheinlichkeit.
- Pot‑Odds
- Preis des Calls relativ zum Pot:
Call / (Pot + Call)
. - Implied Odds
- Erwartete zusätzliche Gewinne in zukünftigen Setzrunden.
- Reverse Implied Odds
- Erwartete zusätzliche Verluste, wenn du triffst, aber dominiert bist.
- EV (Expected Value)
- Erwartungswert einer Entscheidung (langfristiger Schnitt).
Mit Tabellen & Rechner klüger entscheiden
Situation | Daumenregel |
---|---|
Flush‑Draw am Flop | ≈ 35 % bis River |
Gutshot am Flop | ≈ 16 % bis River |
Set‑Mining (Pocket Pair → Set) | ≈ 12 % am Flop |
AA als Starthand | ≈ 0,45 % (1:221) |
Praxis‑Tipp: Entscheidungen werden profitabel, wenn Trefferchance ≥ Preis. Also: Equity (z. B. 35 %) vs. Pot‑Odds (z. B. 25 %). Ist 35 % ≥ 25 %, spricht die Mathematik für den Call.
Mini‑Quiz: Call oder Fold?
Q1: Du hast 9 Outs am Flop (Flush‑Draw). Pot 8 €, Call 2 €. Call oder Fold?
Q2: Du hast 4 Outs (Gutshot). Pot 6 €, Call 2 €. Call oder Fold?
Werte gerundet; Ranges, Blocker und Position verändern deine tatsächliche Equity.
FAQ – Häufige Fragen
Kann man Poker‑Odds im Kopf berechnen?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für einen Royal Flush?
Und für einen Vierling (Quads)?
Welche Poker‑Variante hat die „besten“ Odds?
Warum sind Poker‑Odds wichtig?
Werte gerundet; Ranges, Blocker und Position verändern deine tatsächliche Equity. Berücksichtige Implied/Reverse‑Implied Odds bei knappen Entscheidungen.
FAQ – Häufige Fragen zu Poker-Wahrscheinlichkeiten
Wie oft bekomme ich Pocket Aces (AA) oder andere Pocket Pairs?
Die Wahrscheinlichkeit für AA liegt bei etwa 0,45 % – das heißt, nur in 1 von 221 Händen. Ein beliebiges Pocket Pair kommt in rund 6 % der Fälle.
Wie wahrscheinlich ist ein Royal Flush oder Vierling?
Extrem selten: Royal Flush ≈ 0,000154 % (1:649.740). Ein Vierling tritt im Schnitt nur in etwa 0,024 % der Hände auf (1:4.165).
Kann man Poker-Wahrscheinlichkeiten im Kopf berechnen?
Ja – viele Spieler nutzen die 2er- und 4er-Regel: Outs × 4 = Trefferchance vom Flop bis River, Outs × 2 = nur nächste Karte. Damit kommst du nah an den exakten Wert.
Welche Poker-Variante bietet die besten Gewinnchancen?
Das hängt weniger von der Variante als vom Können ab. Texas Hold’em ist am bekanntesten und bietet klare Odds. Omaha erzeugt mehr Draws, dafür aber auch mehr Varianz.
Warum sind Poker-Odds überhaupt wichtig?
Weil sie dir helfen, +EV-Entscheidungen zu treffen. Du vergleichst deine Trefferchance (Equity) mit den Pot-Odds. Nur so vermeidest du langfristig Verlust durch Bauchgefühl.
Wie viele Outs habe ich und wie berechne ich sie?
Zähle alle Karten, die deine Hand verbessern (z. B. 9 Outs beim Flush-Draw). Multipliziere mit 4 (Flop→River) oder 2 (Turn→River) und du erhältst deine ungefähre Trefferchance.
Wie wahrscheinlich ist es, einen Flush oder Straight zu treffen?
Flush-Draw (9 Outs) ≈ 35 % bis River. Open-Ended Straight Draw (8 Outs) ≈ 31 % bis River. Ein Gutshot (4 Outs) ≈ 16 % bis River.
Welche Startkarten sind besonders stark und wie oft kommen sie?
Premiumhände wie AA, KK, QQ oder AK suited sind selten: AA z. B. nur einmal in 221 Händen. Suited Connectors erscheinen etwas häufiger (~4 %).
Wie unterscheiden sich Wahrscheinlichkeiten Preflop und Postflop?
Preflop geht es um Starthände (z. B. 6 % für Pocket Pairs). Postflop verschiebt sich die Wahrscheinlichkeit je nach Board, Outs und Draws – z. B. 12 % Set-Chance am Flop mit Pocket Pair.
Gibt es Tools oder Apps, um Wahrscheinlichkeiten zu berechnen?
Ja – es gibt viele Poker-Odds-Rechner und mobile Apps, die Outs, Pot-Odds und Equity automatisch berechnen. Für die Praxis reicht oft die Faustregel, aber zum Lernen sind Tools hilfreich.